Ein Tweet sagt mehr als 1000 Worte
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit reicht Spotify-Boss Daniel Ek aus, um die Aufmerksamkeit eines gigantischen Publikums auf sich zu ziehen. Doch was war passiert?
Nach der Bekanntgabe von Apple einen Streamingdienst für Musik einzurichten, zwitscherte Ek im Affekt wild drauf los. Zunächst konnte niemand mit der Nachricht „Oh, o.k.“ etwas anfangen, doch als er kurz darauf seinen Kommentar wieder löschte, wurde die Verbindung zu Apple offensichtlich.
Bereits seit einiger Zeit ist klar, dass nun auch der I-Phone-Gigant auf den profitablen „Streaming-Zug“ aufspringen wird und damit ein echter Konkurrent zum Marktführer Spotify entsteht. Doch was sind die Unterschiede zwischen dem etablierten Musikkoloss und der aufstrebenden Streamingmacht? Wer schneidet im Praxistest besser ab? Fakt ist jedenfalls, dass Apple beim neuen Großprojekt das Rad nicht neu erfinden konnte. Fakt ist aber auch: Was Apple anfasst, hat Erfolg.
Mehr Schein als Sein?
Längst hat sich das Streaming zu einem entscheidenden Faktor im Musikbusiness entwickelt. Neben Spotify bieten auch Deezer, Google Play Music und Xbox Music,Titel zum Festpreis an. Alle Unternehmen sahen im Abosystem die Zukunft der Musikindustrie und lagen, nach gegenwärtiger Marktlage, wohl goldrichtig. Deshalb war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Apple-Konzern auch nach diesen innovativen Plattformen seine Fühler ausstrecken würde.
Wenn man Spotify und Apple Music miteinander vergleicht fällt auf, dass sich beide in ihren Grundzügen stark ähneln. Sie stellen ihrem Kunden ein ähnliches Kontingent an Musik zur Verfügung und haben eine Abolaufzeit von rund zehn Monaten. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch schnell klar, dass Apple auch gegensätzliche Schwerpunkte setzt, um sich vom Konkurrenten abzuheben. Die erste wichtige Besonderheit ist der moderierte Radiosender „Beats 1“, der auch ohne Abonnement für potentielle User frei verfügbar ist. Darüber hinaus bietet Apple ein kostenloses Probeabo über drei volle Monate an. Spotify ändert hingegen die Marschroute und verkürzt ab dem 5. Juli 2015 seine Probezeit auf nur 30 Tage (bisher waren es 60 Tage). Die wohl spektakulärste Eigenschaft ist das Familienangebot, mit dem der User die Möglichkeit hat, seinen Account auf maximal sechs Mitglieder zu verteilen. Diese Strategie schlug bereits beim Filmanbieter Netflix wie eine Bombe ein und verhalf dem StartUp zu ungeahnten Erfolgen binnen kürzester Zeit. Gut möglich, dass die „Netflix-Strategie“ auch auf die Musikindustrie anwendbar ist und Apple wie gewohnt auf die Erfolgsspur führen wird.
Obwohl Apple’s Herangehensweise von vielen Kritikern belächelt wurde, ist es durchaus legitim, die erfolgsversprechenden Erfahrungen von anderen Unternehmen zu filtern und auf das eigene Konzept anzuwenden. Beim Praxistest konnten wir allerdings nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch grundlegende Unterschiede in punkto Struktur und Organisation feststellen.
Überforderte Musikentdecker?
Wir haben es uns nicht nehmen lassen, das neue Streamingportal selbst zu testen und auf Herz und Nieren zu prüfen. Bereits auf der Startseite wird deutlich, auf welche Strategien die beiden tonangebenden Unternehmen Wert legen. Spotify überzeugt mit der leichten Handhabung, der aufgeräumten Optik und klaren Oberflächenstruktur. Der User hat es leicht, die Musik, die er hören möchte, zu suchen und zu finden.
Im Gegensatz dazu wirkt Apple Music zunächst etwas unstrukturiert und überladen. Es braucht etwas Zeit bis sich das Auge an die vielen Albumcover auf dem Bildschirm gewöhnt. Diese Zeit sollte man dem Programm allerdings geben, denn tatsächlich bekommt man nach und nach, mit etwas Übung, ein Gefühl für die ungewohnte Optik. Für uns macht Apple einen gekonnten Schritt zurück in die gute, alte Zeit der Plattenläden. In ihnen hielt man sich meist länger auf und ließ sich von der Musik inspirieren, die man gerade in die Finger bekam. Auch dort wurde die Musik in Rubriken gestaffelt und man bekam die Möglichkeit, unzählige Alben zu testen um so neue Bands zu entdecken. Welche Herangehensweise für wen richtig und zugeschnitten ist, bleibt jedoch von Person zu Person unterschiedlich. Eine Chance hat das Apple Musikprogramm auf jeden Fall verdient.
Zwei grundlegend unterschiedliche Strategien werden in Zukunft den Kampf um die Spitze im Musikbusiness ausfechten. Wir sind gespannt welche sich langfristig durchsetzen wird, doch eine Prognose möchten wir an dieser Stelle nicht abgeben.
Automatisches Kündigen des Probeabos – so wird’s gemacht
Apple ist besonders großzügig und stellt allen Usern ein kostenloses Probeabo über drei Monate zur Verfügung. Doch Vorsicht! Ohne entsprechende Deaktivierung wird Euer Abo im vierten Monat kostenpflichtig verlängert. Hier erfahrt ihr Schritt für Schritt, wie ihr dies vermeiden könnt:
Apple Music kündigen mit Iphone und Ipad:
- Öffne Apple Music
- Klicke das Profil Icon an (linker oberer Bildschirmrand)
- Jetzt „Apple ID“ anzeigen, auswählen
- Klicke im Bereich ABOS auf verwalten
- Option automatisches Verlängern deaktivieren
Apple Music kündigen über iTunes:
- Itunes öffnen
- Auf Nutzer-Icon klicken und Accountinformationen auswählen
- Bei Einstellungen zum vorletzten Punkt Abos auf verwalten klicken
- Option automatisches Verlängern deaktivieren