In unserer Interview-Reihe mit den großen Recommerce-Anbietern in Deutschland gewährt uns dieses Mal Herr Meier von Regalfrei einen Einblick hinter die Kulissen.
Obwohl Regalfrei erst 2012 an den Start ging beschäftigt Sie und Ihre Familie der Handel mit Büchern schon wesentlich länger.
Das ist richtig. Bereits zu Beginn der 1980er Jahren war mein Vater Andreas Meier im stationären Buchhandel im Raum Bergisch-Gladbach aktiv. Im Jahr 2008 machten wir den Sprung Richtung Internethandel mit der Website “Rheinberg Buch”.
Also E-Commerce statt Re-Commerce?
Genau, das war für uns aus dem stationären Handel auch der kleinere Schritt, denn hier wie dort hatten wir primär mit Neuware zu tun. Ich habe dann aber recht bald realisiert, dass der Markt für gebrauchte Bücher womöglich auch sehr spannend sein könnte. Um das Jahr 2010 herum gab es erst eine Handvoll Recommerce-Anbieter, die noch dazu beeindruckende Wachstumsraten aufweisen konnten. So ist schließlich die Entscheidung gereift, mit Regalfrei in diesen Markt vorzudringen.
Wie hat sich das Geschäft von Regalfrei entwickelt?
Wir sind hochzufrieden, denn seit unserem ersten vollen Geschäftsjahr 2013 konnten wir bis dato unseren Durchsatz jährlich verdoppeln. Mittlerweile kaufen wir jedes Jahr mehrere 100.000 Artikel an. Übrigens stemmen wir das ganze Geschäft selbst und haben nicht – wie manche unsere Mitbewerber – unsere Logistik an Drittanbieter ausgelagert. Dabei unterstützen uns zwischen 20 und 30 Mitarbeiter. In Kürze ziehen wir in ein neues, knapp 1200 qm großes Lager um, da wir auch für die Zukunft mit deutlich steigenden Umsätzen rechnen.
Neben Büchern kauft ihr seit einiger Zeit auch gebrauchte Blurays und DVDs an. Wieso eigentlich nicht auch Elektrogeräte wie Handys oder Tablets?
Der Handel mit gebrauchter Technik ist ein ganz anderes Geschäft als der mit gebrauchten Medien. Die Produktzyklen sind sehr kurz, es gibt zahlreiche Produktvarianten und es sind diverse unterschiedliche Zustände zu berücksichtigen. Das alles macht die Prüf- und auch die Preisgestaltungsverfahren äußert aufwändig. Wir machen lieber das, was wir können.
Wie steht es um die internationale Expansion von Regalfrei?
Seit 2014 kann man Regalfrei auch ganz bequem aus Österreich nutzen, inklusive kostenlosem Versand mit Retourenschein. Das könnten wir von unseren internen Prozessen her problemlos auf weitere Länder ausweiten. Konkrete Pläne dazu haben wir aber bisher nicht, denn auch hier steckt der Teufel wieder im Detail. Zum Beispiel dürften wir ausländischen DVDs und Blurays in Deutschland nicht wieder in den Markt bringen, da diese keine FSK-Prüfung durchlaufen haben.. Da kann man sich schnell die Finger verbrennen.
Über welche Kanäle setzt Regalfrei die gekauften Artikel wieder ab?
Der Großteil der Ware geht über die bekannten Internet-Marktplätze wie Amazon oder eBay zurück in den Warenkreislauf. Wir haben aber auch einen eigenen Online-Shop, der für die Kunden beim Kauf gebrauchter Artikel typischerweise attraktiver ist. Dort können wir einfach bessere Konditionen bieten als auf den Marktplätzen. Mit diesem werden wir in Kürze übrigens auch auf Bonavendi gelistet sein.
Regalfrei ist einer der größeren, etablierten Recommerce-Anbieter in Deutschland. Was ist Ihrer Meinung nach der Schlüssel, sich in diesem mittlerweile durchaus hart umkämpften Markt zu behaupten?
Ich bin fest davon überzeugt, dass der Ankaufspreis der Schlüssel zum Erfolg im Recommerce ist. Nur wenn man als Ankäufer konsequent konkurrenzfähige Preise bietet, kann man Kunden langfristig an seinen Dienst binden. Um gute Preise gewährleisten zu können ist es entscheidend, eine sehr schlanke Kostenbasis zu haben. Daher achte ich schon sehr auf die Kosten und gebe zum Beispiel verhältnismäßig wenig Geld für Werbung aus.
Wir danken Ihnen für das Gespräch!