Verspielte Menschen steuern mit einem Joystick kleine Helicopter durch die Messehalle. Andere tasten sich „blind“, mit einer Oculus Rift vor den Augen, vorwärts und geben faszinierende Laute von sich. An den Ständen ist die Hölle los! Oft sind es Stereotype. Die feinen Anzugträger mit gestriegelten Haaren, oder der Techniknerds mit Metal T-Shirt und ausgelatschten Tretern. Na, klingelts? Die Rede ist natürlich von der größten Technik-Messe der Welt: Die CeBIT. Dieses Jahr feiert sie ihren 30ten Geburtstag. Grund genug für uns die neuen Highlights der Branche genauer unter die Lupe zu nehmen und euch die Technik der Zukunft vorzustellen.
Seit 1950 hat die Messe in Hannover mit Bürokommunikation zu tun. Über die Jahre entwickelte sie sich weiter und wurde größer und größer. Die Veranstalter stießen jedoch früh an ihre Grenzen und so wurde das Projekt einer neuen Messehalle namens „Halle 1 CeBIT“ ins Leben gerufen. Der Name für die heutige Großveranstaltung war geboren. Doch damit nicht genug. Auch die anderen Messehallen mussten bald für die Elektronikveranstaltungen herhalten. Bis heute ist und bleibt die Landeshauptstadt Niedersachsens im Ausnahmezustand wenn die Vorbereitungen beginnen. Ob Hotels, Hostels oder Jugendherbergen, bereits Wochen im voraus sind jegliche Unterkünfte für Touristen restlos ausgebucht. Auch bei Airbnb tut man sich schwer eine bezahlbare Privatunterkunft für diesen Zeitraum zu finden. Egal welche Argumente vor einigen Jahren noch dagegen sprachen. Die Stadt hat profitiert und das tut sie bis heute.
Seit einigen Jahren gibt es Drohnen für alle Verbraucher in den Läden kostengünstig zu kaufen. Sie sind für die meisten entweder ein weiterentwickelter Kinderspiel-Helicopter, für andere hingegen eine neue Möglichkeit Landschaftspanoramen aufzunehmen. Drohnen sind deshalb auch aus dem Fernsehen schon seit Jahren nicht mehr wegzudenken. Sie ersetzen, beispielsweise bei großen Sportereignissen, kostspielige Hubschrauberrundflüge. Auf der CeBIT erhielten die wendigen Flugobjekte ein eigenes Areal. Viele Großunternehmen spielen mit dem Gedanken den Einsatz in ihre Produktionsentwicklung fest zu integrieren. So wird die Drohne bereits bei der DHL als Paketezusteller getestet, bei der Lufthansa in der Logistik eingesetzt und Windkraftanlagen gewartet.
Ein Highlight der CeBIT sind vernetzte Bodycams. Sie sollen vor allem in Polizeieinsätzen ihren Dienst tun. Der Plan ist die Kameras dauerhaft laufen zu lassen um so einwandfreies Beweis- und Analysematerial bei Kriminalität zu liefern. Andererseits kann aber auch die Arbeit der Polizei, die vor allem in letzter Zeit oft in der Kritik stand, genau überprüft werden. Das Innenministerium erhofft sich damit mehr Transparenz. Als technologischer Vorreiter und Vertreter trat auf der CeBIT vor allem Vodafone stark hervor. Im zweiten Quartal soll die Kamera in Deutschland eingesetzt werden. Ob sie in den nächsten Jahren auch flächendeckend Anwendung findet wird sich erst noch zeigen.
Ein weiterer Trend auf der diesjährigen CeBIT: Klein ist das neue groß. Ein Beispiel liefert der Pico-Beamer i70 von Aiptek. Das Leichtgewicht wiegt rund 135 Gramm und hat eine Kantenlänge von knapp zehn Zentimetern. Trotzdem kann der Beamer mit tollen Helligkeiten punkten. 70 Lumen sind in der Größenkategorie eine klare Ansage gegenüber der Konkurrenz. Doch nicht nur die Kompaktheit, sondern auch die einfache Bedienung ist ausschlaggebend. Der Nutzer kann sich beim Vernetzen zwischen HDMI, Airplay oder Miracast frei entscheiden. Der mobile Beamer soll schon im April für 330 Euro im Handel zu haben sein.
Der Bereich Sicherheit ist ein boomender Markt. Das beweist SecuSmart eindrucksvoll und war deshalb auch auf der CeBIT vertreten. Das Unternehmen stattete die Smartphones der Bundesregierung aus und war nach dem Abhörskandal der Kanzlerin in der Presse. In Zukunft soll der Schwerpunkt jedoch auf den Tablets der Politiker liegen. „Es kann so einfach sein“ mag man denken wenn man die Technik betrachtet. Diese bleibt nämlich weitestgehend gleich. Wie bei der Telekommunikation soll mit „App-Wrapping“ gearbeitet werden. Eine Micro SD Karte verschlüsselt dabei die vertraulichen Daten der Nutzer. Die Neuheit: Trotz dieser Verschlüsselung bleibt es möglich andere Funktionen und Apps frei zu nutzen, ohne das Gerät wechseln zu müssen. Der Trend „zurück zum Firmenhandy“ ist damit, zumindest für wichtige Bundesbehörden, Geschichte. Zudem ermöglicht die SD Karte Variabilität und vor allem Flexibilität in der Anwendung. Die Verantwortlichen gaben für das neue Projekt von SecuSmart bereits vor einigen Wochen grünes Licht. Ein Gerät soll rund 2200 Euro kosten. Damit steht fest: Sicherheit ist und bleibt ein kostspieliges Gut.
Auch Neugründer, Universitäten und Forschungsgruppen haben eine Chance auf der Messe gehört zu werden und ihre neuen Produkte vorzustellen. Ein Beispiel wäre „Remember The Warm Times“. Hier werden Kleidungsstücke und soziale Medien miteinander verbunden. Mag verrückt klingen, ist es auch, denn der kluge Schal erinnert sich an positive Textnachrichten, die sein Träger in der Vergangenheit erhalten hat. Die App registriert die Nachrichten, ordnet diese in bestimmte Kategorien und speichert sie in einem Lokalnetz. Immer wenn der Schal dann Orte erreicht an denen der User eine schöne Nachricht erhalten hat beginnt er damit Wärme an seinen Träger abzugeben.
Hannover ist aufgrund der territorialen Lage im Herzen Deutschlands ein absoluter Pluspunkt. Die CeBIT vereint dort jedes Jahr aufs neue Entwicklungen und Ideen, die zukunftsorientiert, ökologisch und praktisch anwendbar sind. Manchmal nah am Erwartungshorizont des Verbrauchers, manchmal aber auch weiter davon entfernt. Bei einigen Produkten fehlt der Glaube für den konkreten Nutzen im Alltag. Aber was wäre der Erfindergeist ohne Visionen, ohne den Blick für wirklich neues? War nicht jede Innovation zu Beginn ihrer Entstehungszeit irgendwie absurd?