Als die Kulturstaatsministerin Monica Grütters gemeinsam mit der Präsidentin der Deutschen Filmakademie Iris Berben am 15.4. die Nominierungen für den Deutschen Filmpreis feierlich verkündete waren nicht nur alle Augen der Regenbogenpresse auf sie gerichtet. Auch viele Hobbyspezialisten und Fans der nationalen Filmszene verfolgten das alljährliche Spektakel mit Schweißperlen auf der Stirn. Jedes Jahr fiebern die Deutschen, Fingernägel kauend, auf die Verkündung der Besten der Besten hin. Wer hat es 2016 in die Vorauswahl der LOLA-Trophäe geschafft und welche Filme nicht? Gibt es Überraschungskandidaten, die auf der langen Liste der potentiellen Anwärter bislang noch fehlten? Und welcher Streifen passt so gar nicht ins Schema der kompetenten 1700 Mann starken Fachjury? Keine Sorge, denn Bonavendi bringt euch auf den neuesten Stand, unterrichtet euch über die wichtigsten Fakten der Show und stellt einige Favoriten der unterschiedlichen Kategorien ausführlich vor.
Was ist diese LOLA eigentlich und worum geht’s?
LOLA bezeichnet die Trophäe des Deutschen Filmpreises. Er ist mit knapp drei Millionen Euro der höchst dotierte und zudem renommierteste Preis für die nationalen Filmproduktionen. Am Freitag den 27.Mai jährt sich die Veranstaltung zum 66. Mal und kürt die besten Filme und Persönlichkeiten der Deutschen Szene. Für eine bessere Klassifizierung sorgt die Unterteilung in 19 verschiedene Kategorien, wie zum Beispiel Spielfilm, Dokumentation, Hauptrolle, Drehbuch und Schnitt. Durch den Abend führen im Berliner Funkturm die bereits angesprochene Kulturstaatsministerin Monika Grütters und der beliebte und selbst mehrfach ausgezeichnete Schauspieler Jan-Josef Liefers, besser bekannt als Professor Börne aus dem Münsteraner-Tatort. Die Leitung der Show obliegt dem Produzenten Christoph Müller und dem Regisseur Marco Kreuzpaintner. Parallel zur Fernsehsendung können alle Interessierten den Abend im ARD Livestream unter www.Mediathek.DasErst.de/live verfolgen. Die, die es bis Freitag nicht mehr auf den Sitzen hält können sich über den #lola16 bei Twitter alle nützlichen Infos rund um die Veranstaltung einholen. Seit einigen Tagen veröffentlicht dort der Regionalsender der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Radio Berlin Brandenburg (rbb) alle wichtigen und neuesten Infos rund um die Show und Nominierten. Darüber hinaus berichtet Steven Gätjen am Freitag um 15.30 Uhr vorab via „FredCarpet“ live vom roten Teppich und stimmt euch auf die große Gala gebührend ein.
Der Topfavorit: „Der Staat gegen Fritz Bauer“
An der Spitze der Nominierten steht ein emotionales Drama mit Fokus auf den 2. Weltkrieg. „Nicht noch eine Holocaust-Doku, in der über Fakten berichtet wird, die jeder schon kennt…“ mögen viele jetzt denken. Doch weit gefehlt! In „Der Staat gegen Fritz Bauer“ versucht der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, verkörpert von Schauspiellegende Burghart Klaußner, den Kriegsverbrecher Adolf Eichmann hinter Gitter zu bringen. Um dieses Unterfangen positiv zu gestalten werden dem frenetischen Juristen und seinen Kollegen jedoch einige Steine in den Weg gelegt. Ob die Jagd nach dem Verbrecher glückt, oder sich Eichmann gekonnt aus der Affäre ziehen kann, bleibt jedoch abzuwarten. Nicht nur Eichmann, sondern auch die Konkurrenz in der Kategorie Bester Spielfilm stellt den Streifen vor große Probleme. Denn auch „4 Könige“, „Ein Hologramm für den König“, „Er ist wieder da“, „Grüße aus Fukushima“ und „Heribert“ hätten es verdient die LOLA mit nach Hause zu nehmen. Für Bauer und Eichmann stehen die Chancen dennoch auf Sieg, da ihre „Katz und Mausjagd“ noch für ganze neun weitere Nominierungen vorgesehen ist.
Der Beliebte: „Fack Ju Göthe 2“
Eine Ausnahme in Sachen Spannung und Nervenkitzel bereitet uns die LOLA für den Besucherstärksten Film des Jahres. Die Zahlen der Kinos sind allseits bekannt und deshalb macht es wenig Sinn den Gewinner zu „verheimlichen“. Mit großem Abstand macht dieses Jahr „Fack Ju Göthe 2“ uneinholbar das Rennen. Bora Dagtekin schaffte es mit der Fortsetzung des ersten Kassenschlagers die Begeisterten wieder in die Kinos zu locken, obwohl ein zweiter Teil nicht nötig gewesen wäre. Finden auch die Macher der Webseite moviejones.de, die sich auf Filmkritiken spezialisieren. „Stand vor allem die Beziehung von Zeki und Schnabelstedt im ersten Film im Mittelpunkt, wird diese in Fack ju Göhte 2 zwar weiter thematisiert – und Zeki hat einen persönlichen Kleinkrieg gegen einen Gymnasiallehrer zu bestehen – doch noch deutlicher als in Teil 1 werden die Schüler der Goethe-Gesamtschule in den Vordergrund gerückt.“ Zu oft bekommt man den Eindruck, dass Lacher gewollt aber nicht gekonnt waren und man unbedingt noch einen drauf setzen wollte. Kurzum: Der Film zeigt zu viel bereits Bekanntes, was nach dem ersten Teil schlichtweg abgedroschen wirkt.
Trotzdem holt „Fack ju Göthe 2“ (wohl weitestgehend aufgrund der Vorschusslorbeeren aus Teil 1) 2016 die LOLA für die meisten Kinobesucher und krönt den Erfolg mit einer Trophäe. Herzlichen Glückwunsch!
Die Ehrwürdige: Der Ehrenpreis geht an Regina Ziegler
Ebenfalls steht im Vorfeld fest ,dass die Produzentin Regina Ziegler für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wird. „Wenn man an Regina Ziegler denkt, denkt man an Leidenschaft, Energie, Charme, Durchsetzungskraft und eine unendlich große Liebe zu ihrem Metier. Die deutsche Kino und TV-Branche verdankt dieser nimmermüden Produzentin Lebendigkeit und Esprit“, so Iris Berben bei der Verkündung. Ziegler ist nicht die typische ausgebildete Filmproduzentin der alten Schule. Nein, sie lernte ihr Handwerk eigentlich im dunklen Kinosaal. Sie tat das was ihr Freude machte. Filme gucken eben. Die ausgebildete Wirtschaftsdolmetscherin wurde in Quedlinburg geboren und wurde als „Frau für alles“ beim Sender Freies Berlin angestellt, nachdem sie mit ihrem Ehemann aus dem Weserbergland in die Bundeshauptstadt zog. Ihren ersten Film finanzierte die Macherin weitestgehend allein, auf Pump und durch Hypotheken. Prompt mit Erfolg, denn „Ich dachte, ich wäre tot“ staubte gleich den Bundesfilmpreis ab. So verdiente sich Ziegler im Filmgeschäft schnell einen Namen und machte auf sich aufmerksam. Viele berühmte Persönlichkeiten machten Ihr vielversprechende Angebote, doch Sie vergas dabei nie wo sie herkam und „hat nie aufgehört, Ökonomie und Kunst zusammenzubringen“. Weitere Meilensteine ihrer Karriere sprechen für sich, denn in ihrer Trophäensammlung befinden sich unter anderem Oscar Nominierungen, ein Emmy Award, der Grimme-Preis, das Bundesverdienstkreuz, eine Berlinale-Kamera und eine Retrospektive im Museum of Modern Art in New York. Am Freitag wird sich dann auch die LOLA neben den anderen Auszeichnungen einreihen.
Der Deutsche Filmpreis ist für alle Metiers der nationalen Kinoproduktionen ein alljährliches Highlight. Auf dem Roten Teppich trifft sich alles was Rang und Namen hat. Emotionen bei der Preisverleihung sind garantiert. Wir sind gespannt ob sich die Favoriten in den unterschiedlichsten Kategorien durchsetzen können und hoffen gleichzeitig auf die eine oder andere Überraschung.